© Sophia Hirsch: Zimmermannstanz
Die Ultragruppe Horda Azzuro aus Jena: Fankultur zwischen Gemeinschaft, Engagement, Gesellschaftskritik und dem Wunsch, Fußball authentisch zu leben
„Entweder du wirst Fascho oder du kommst in die Südkurve“
In dieser Ausgabe des Ostjournal.de werfen wir einen tiefgehenden Blick auf die Welt der Ultras in Ostdeutschland, dargestellt am Beispiel der Horda Azurro, der berüchtigten Fangruppe des FC Carl Zeiss Jena. Die Horda Azurro steht für eine radikale Form der Fankultur, die weit über das Anfeuern der Mannschaft hinausgeht. Die Mitglieder dieser Gruppe sehen sich als Hüter traditioneller Fußballwerte, die in Zeiten von Kommerzialisierung und Event-Fußball immer mehr verloren gehen. Dabei ist „Ultra“ für sie nicht nur eine Form der Unterstützung, sondern eine Lebenseinstellung. Im Gespräch erzählen sie uns, wie sie ihren Weg zur Südkurve gefunden haben und was diese spezielle Gemeinschaft für sie bedeutet. Wir erfahren, warum sie sich bewusst für einen Ostverein wie Carl Zeiss Jena entschieden haben und wie sie die regionale Identität und den Stolz auf „Ostdeutschsein“ in ihre Fankultur einfließen lassen. Doch die Horda Azurro ist nicht nur im Stadion aktiv: Ihre Werte bringen sie auch durch soziales und politisches Engagement zum Ausdruck. Sie sprechen über ihre Rolle in der Gesellschaft und ihre kritische Haltung gegenüber staatlicher Repression, die sich besonders auf Fußballfans konzentriert. Wie unterscheidet sich ein ostdeutscher Ultra von einem westdeutschen Fan? Und warum stehen Ultras in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter Generalverdacht? Die Horda Azurro teilt ihre Gedanken zu Fragen der Gleichstellung innerhalb der Fangruppen und gibt einen Einblick, wie sie sich gegen Vorurteile und Klischees wehren. Ein spannendes Porträt einer Gruppe, die sich mutig gegen den Mainstream stellt und zeigt, dass Fankultur mehr als nur Fußball sein kann.
Interview von Roland Zschächner
Dezember 2024
Matthias Bernt arbeitet am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, ist dort kommissarischer Leiter des Forschungsschwerpunkts „Politik und Planung“ und zugleich Privatdozent am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.