© 2020 Helga Paris und Spector Books, Leipzig
Fotografien von Helga Paris
Helga Paris – Leipzig Hauptbahnhof 1981/82
Der Leipziger Hauptbahnhof war in den 1980er Jahren ein uneingelöstes Versprechen auf Welt. Die Züge quietschten herzzerreißend. Die Lautsprecheransagen verhallten im Nirwana der riesigen Bahnhofshalle. Es war ein einfacher, lauter, mechanischer Ort. Die Reisenden und das Personal hatten sich in den unterschiedlichen Räumen des Ankommens und Abfahrens eingerichtet. In der Mitropa, wo das Geschirr selbst abgeräumt werden musste, versammelten sich sämtliche soziale Schichten – 24 Stunden lang.
Die Berliner Fotografin Helga Paris hielt diesen Ort in ihren Fotografien fest. Die Aufnahmen, die 1981/82 entstanden, lagen fast vierzig Jahre in einem Karton in ihrem Archiv. Für die Kuratorin Inka Schube waren sie eine große Entdeckung im Werk von Helga Paris. Der Leipziger Verlag Spector Books veröffentlichte sie im Januar 2020 als Buch.
Die Zeit scheint auf den rund 80 schwarz-weiß Fotografien nicht voranzuschreiten. Man sieht nur selten jemanden nach einem Zug hasten. Uhren gibt es nicht. Alle warten: die Klofrau auf das Schichtende, die Lotterieverkäuferin auf den nächsten Glückssucher, die Rentnerin auf ihr Bier. Helga Paris ist eine meisterhafte Milieustudie mit unverwechselbaren Charakteren gelungen – die Randfiguren bestimmen die Szenerie des unendlichen Wartesaals. (Jan Wenzel)
Bilder: Helga Paris, © 2020 Helga Paris und Spector Books, Leipzig
Text: Inka Schube
© 2020 Helga Paris und Spector Books, Leipzig
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