Titelblatt Ausgabe 6-07
© Sophia Hirsch, Zykologramm

Editorial

Soziale Politik?

die Redaktion
Januar 2025

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Die Welt steht in Bewegung, und auch in dieser Ausgabe des Ostjournals schauen wir genau hin. Während rechte Bewegungen europaweit an Einfluss gewinnen, hinterfragen wir die politischen, sozialen und kulturellen Strömungen unserer Zeit aus einer kritischen linken Perspektive. Die Rückkehr autoritärer Tendenzen, die Auswüchse eines grünen Kapitalismus und die anhaltende soziale Ungleichheit fordern nicht nur unsere Aufmerksamkeit, sondern auch unser Engagement. Was sind die Ursachen? Und welche Alternativen gibt es? Stichwort Soziale Frage?

Im Zentrum dieser Ausgabe stehen die Kämpfe für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel. Sie zeigen, dass Hoffnung und Widerstand Hand in Hand gehen können. Diese Ausgabe steht für das, was wir tun wollen: die bestehenden Verhältnisse hinterfragen, Menschen und Bewegungen sichtbar machen und Räume schaffen, in denen Alternativen gedacht und gelebt werden können.

Die Beiträge

In Polen hat sich seit dem Regierungswechsel vor einem Jahr einiges getan, doch der Weg zurück zum Rechtsstaat ist steinig. Alexander Michel beschreibt die Herausforderungen der neuen Regierung und fragt, wie nachhaltig der Wandel sein kann. 

Christian Keil analysiert, warum frühkindliche Bildung weit mehr ist als ein gesellschaftspolitisches Randthema. Wie kann sie helfen, den Rechtsruck in Deutschland aufzuhalten? Der Beitrag hinterfragt soziale und strukturelle Bedingungen und stellt provokante Fragen. 

Auch global stellt sich die Frage nach Veränderung. Rovshana Orujova zeigt am Beispiel der COP29 in Baku auf, wie der sogenannte grüne Kapitalismus bestehende Ungerechtigkeiten nicht löst, sondern oft sogar verschärft.

Die Geschichten derjenigen, die für Veränderung kämpfen, stehen im Fokus. Angelika Nguyen über die sechsteilige Serie „Made in Germany“, die von den Lebensrealitäten junger Berliner:innen mit familiärer Migrationsgeschichte erzählt und wie sie zwischen Tradition und Wandel ihren eigenen Weg finden.

Im Audiobereich geht es ums Wohnen in Ostdeutschland. Der Stadtsoziologe Matthias Bernt zeichnet im Interview die Entwicklung eines „permanenten Vermögenstransfers“ von Ost nach West nach.

Zum Label Post-Ost und dem Debattendickicht um Identität und Gatekeeping lenkt Anna Koemets den Blick auf das Verhältnis von Differenz und Anerkennung und fragt: Wo kommen wir her – wo wollen wir hin?

Post-Ost kann auch einfach Spaß machen – vorausgesetzt, es war nicht alles schlecht im Kartenstapel. Durak – Wer ist dieser Dummkopf? Das Kartenspiel, das in vielen postsowjetischen Haushalten fest verankert ist und in ostdeutschen Durakopolen sein Revival feiert, verbindet. Über Geschichte und Gegenwart des Dummkopfs und wo die Säge ans Stammtischbein anzulegen ist, schreibt der Durakverein.

In einer Fotostrecke nimmt uns Hardy Krüger mit nach Tallinn, wo das Ülase-12-Festival zeigt, wie Punkrock in Estland nicht nur kulturelle, sondern auch soziale Brücken schlägt.

Die Illustrationen dieser Ausgabe stammen von Sophia Hirsch (geboren 1987). Sie arbeitet als Illustratorin und Künstlerin in Berlin. 2021 erschien die Graphic Novel „ERNST BUSCH – DER LETZTE PROLET“, die in Zusammenarbeit mit dem Autor Jochen Voit entstanden ist, im Avant Verlag. Im Jahr 2023 wurde ihr Projekt die „Ästhetik des Scheiterns“ durch das Comic Stipendium des Landes Berlin gefördert. Der Comic erzählt die Geschichte eines heimlich schwulen Familienvaters, der nach der Wende sein Coming-Out und den Abstieg in die Langzeitarbeitslosigkeit erlebt. Noch bis zum 31. Januar ist ein Auszug daraus in der Gruppenausstellung DIE KIDS SIND NICHT ALRIGHT in der Galerie Adlershof zu sehen.

Viel Spaß beim Lesen, Hören und Sehen!
euer Ostjournal

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